Dienstag, 31. Juli 2012

Feuerwehr leistet Millimeterarbeit

von Stefan Gloimüller und Doris Zeininger (Foto)

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Zuletzt am Samstag, 4. August 2012 geändert.

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Der Umgang mit tonnenschwerem Gerät und hohen Lasten ist den Feuerwehrmännern und –frauen in Geyersberg wohl bekannt. Wenn es dann aber auch um Millimeterarbeit geht, damit Folgeschäden vermieden werden, dann ist Spezialfingerspitzengefühl gefragt.
Am Sonntag dem 29.07.12 wurde die EVN Krems von Privatpersonen benachrichtigt, dass in Plaimberg ein Baum in einer Stromleitung hängt. Diese Stromleitung versorgt den Ortsteil Plaimberg. Der zum Schadensort beorderte Elektriker der EVN entschied sich sofort die Feuerwehr zu holen, da der Baum auf der Stromleitung ca. 1 Tonne wog. Nach der Ersterkundung des Feuerwehreinsatzleiters Stefan Gloimüller und Beratung mit dem vor Ort befindlichen Herrn Wagensonner (EVN) war klar, dass das Stromkabel durch den Baum gespannt wurde und der ca. 15m daneben befindliche Strommast durch die Auflast und mögliche Horizontallasten stabilitätsgefährdet war.


Durch die sehr hohe und exponierte Lage des Kreuzungspunktes zwischen Baum und Stromleitung entschied sich Gloimüller die FF Krems mit der Drehleiter nachalarmieren zu lassen. Ein Zugang mit Schiebeleitern wäre zu gefährlich bzw. teilweise unmöglich gewesen. Zeitgleich wurde über die BAZ Krems auch ein Streifenwagen der Polizeiinspektion Mautern mitalarmiert, da für die Aufstellung der Drehleiter die Straße gesperrt werden musste.
Vor Ankunft der Drehleiter wurden mögliche Vorgangsweisen diskutiert bzw. zwei Motorkettensägenführer mit der nötigen Schnittschutzausrüstung ausgestattet. Nach Ankunft der Drehleiter wurde zuerst der Strom in dieser Leitung abgeschalten und ein Zugang zum Baum geschaffen, in dem Äste eines Nachbarbaumes gestutzt wurden. Sodann wurde der Wipfel des auf der Stromleitung hängenden Baumes in kleinen Stücken (ca. 1m) entfernt. Als Problem stellte sich dann das Ausfädeln des Astes dieses Baumes aus der Stromleitung heraus. Dieser wurde bis auf 1cm hin zur Stromleitung gekappt. Der Trupp in der Drehleiter zog sich daraufhin zurück. Der zweite Motorkettensägenführer versuchte nun mit einer speziellen Schnitttechnik am Fuß des Baumes, diesen in eine leichte Rotation zu versetzen, damit sich der Ast, an dem das Kabel hängen geblieben war, vom Stromkabel löst. Leider war der Baum (ca. 1 to Gewicht) in einem statisch komplizierten Stadium, wodurch dieser Vorgang ohne Erfolg blieb. Der Baum drehte sich zwar von der Stromleitung, jedoch blieb der Rest vom Ast, an dem der Baum an der Leitung hing in einer der fünf Litzen des Stromkabels erneut hängen.


Als zweiter Versuch wurde ein Wegstoßen des Baumes mit dem Einreißhaken versucht. Hier wurde sehr schnell klar, dass speziell der Mast stabilitätsgefährdet war. Somit musste eine Lösung gefunden werden, die möglichst die Stromleitung nicht weiter belastet bzw. den Mast in weiterer Folge nicht umwirft. Lösung Nummer 3 kam von Kamerad Spanninger der FF Krems. Mit einem langen Hebelsarm aus Holz, an dessen Ende ein Seil befestigt war, wurde versucht das Stromkabel unter dem Ast hervor zu drehen. Diese Lösung ergab sich daraus, dass ein Einsatz der Drehleiter in unmittelbarer Nähe nicht mehr möglich war. Sowohl Stromkabel durch die Vorspannung als auch der Baum durch das Umstürzen hätten den Korb und somit auch die Sicherheit des Personals gefährden können. Lösung vier führte dann zum Erfolg. Zu Maßnahme drei kam eine Seilwinde am Fuß des Baumes zum Einsatz, die den Baumstamm in Drehung versetzte. Durch die Rotation wurde der Ast, an dem das Kabel hängen blieb nach oben gedreht und damit entlastet. Mit dem Hebelsarm konnte so das Kabel unter dem Ast hervorgehieft werden. Wichtig bei dieser Aktion war das synchrone Arbeiten der Trupps am Seil beim Hebelsarm, am Fuß des Baumes und am Traktor zu Betätigung der Seilwinde. Die Koordination erfolgte hier über Melderposten im unwegsamen Gelände.


Danach wurde die Drehleiter nicht mehr benötigt und die Kameraden der FF Krems konnten in die Zentrale einrücken. Die Arbeit für die Kameraden der FF Geyersberg war jedoch noch nicht zu ende. Es wurden noch weitere drei Bäume entfernt, die stark deformiert (gebogen) durch Wind und Böschungsbrüchen, die Stromleitung gefährdeten. Nach diesem 4 Stunden lang dauernden Einsatz und der Einsatznachbesprechung konnten sich die 18 Einsatzkräfte noch gemütlich zu einer kleinen Jause zusammen setzen.