Donnerstag, 28. Juni 2012

Sicherungseinsatz für die FF Dürnstein bei Felssprengung

von Stefan Gloimüller

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Zuletzt am Mittwoch, 4. Juli 2012 geändert.

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Zur Geschichte: Die Biratalwand ist ein ehemaliger Steinbruch nach dem Westportal des Eisenbahntunnels in Dürnstein. Dieser wurde bis 1903 betrieben, jedoch wurde hier zu massiv abgebaut. Die daraus resultierenden sehr steilen Hänge und ungehinderter Zugang des Wetters zum Gestein sorgten immer wieder für Steinschläge. 1909 und Jahre darauf startete man einige Bereinigungsversuche um die Wand unter Kontrolle zu bekommen, was bis heute nicht gelang. 2009 kam es dann zum folgenschweren Felssturz, bei dem hunderte Kubikmeter Gestein herunter fielen und die Gleisanlagen erheblich beschädigten. Seit diesem Zeitpunkt wird verstärkt versucht, durch Abräum- und Absprengarbeiten weitere Felsstürze zu vermeiden.


Eine dieser Absprengungen fand am 27.06. nach wochenlanger Vorbereitung durch die Sprengfirma SST (Schuster Spreng Technik) statt. Kurz davor gab es auch eine Pressekonferenz mit den örtlichen Medien, um die Vorgangsweise genau abzuklären. Da Sprengungen immer mit einem sehr hohen Gefahrenpotential verbunden sind, wurde kein Risiko eingegangen und das Gebiet rund 400m rund um die Sprengstelle evakuiert. Zu diesen Maßnahmen zählen auch die eher späte Information der Bevölkerung und der Medien, da man die Anzahl an schaulustigen Personen im Umkreis so gering wie möglich halten wollte. Die Kurzfristigkeit der Entscheidung, dass man sprengt, ist auch mit der Tatsache verbunden, dass die Sprengfirma nicht auf ein bestimmtes Datum hin arbeiten kann, sondern so lange ihre Tätigkeiten vollbringen muss, bis „sicher“ gesprengt werden kann. Ein weiterer sehr heikler Punkt ist das Wetter bei der Sprengung. In Dürnstein wurden elektronische Zünder verwendet, die mit elektrischem Strom ausgelöst werden. Kommt es nun während dem Laden der Bohrlöcher zu einem Gewitter bzw. Blitzentladungen, so kann es passieren, dass die Ladungen unkontrolliert hoch gehen, was fatale Auswirkungen auf die Arbeiter und die Felswand haben kann. Aus diesen Gründen wurde am Montag davor entschieden, dass am Mittwoch gesprengt wird.


Interessant an diesem Vorhaben ist jedoch auch das Sicherheitskonzept, das durch die Donau sehr weiträumig angelegt werden musste. Eine halbe Stunde vor der Sprengung wurde durch die Exekutive die B3 zwischen Emmersdorf und Stein gesperrt und über die B33 umgeleitet sowie Sperren im Ort Dürnstein errichtet. Die Kräfte der Exekutive wurden dabei von ca. 30 Feuerwehrmitgliedern unterstützt um auch auf allen Fahrradwegen, Gehsteigen präsent zu sein, bzw. auch größere Gruppen gezielt aufhalten zu können Die Bergrettung sorgte bereits seit den frühen Nachmittagsstunden dafür, dass niemand sich in dem Kletter- bzw. Wandergebiet aufhielt. Seit Montag wurde die Bevölkerung und die von der Sprengung betroffenen 28 Hausbesitzer vom Bürgermeister Ing. Schmidl persönlich informiert und darum gebeten, die Häuser am Montag ab 18:30 Uhr zu verlassen, keine Kraftfahrzeuge im Freien stehen zu lassen und sich in den sicheren Bereich hinter den Absperrungen zu begeben. Seitens der Schifffahrt wurden kleine Schiffe und Boote aufgehalten und die Sprengung so getimt, dass größere Transportschiffe nicht in der unmittelbaren Nähe waren. Um Steinwürfe zu vermeiden, die zu Beschädigungen an Häusern im Ortsgebiet führen können, wurde von der ausführenden Firma SST ein Sprengvorhang über einen Teil des abzutragenden Bergmassivs mittels Helikopter gelegt.


Als im Umkreis von 400m Sicherheit hergestellt war, konnte das sehr kurze Spektakel beginnen. Von der Einsatzleitung, bestehend aus Vertretern der Feuerwehr und der Polizei, der ausführenden Firma, der Bezirkshauptmannschaft, des Zivilschutzverbandes, der NÖVOG und der Gemeinde Dürnstein wurde an den Sprengmeister per Funk durchgegeben, dass alles bereit sei. Nach den Warnsignalen und dem scharf machen der Ladungen wurden die zwei Felsköpfe zeitversetzt (1,5 Sekunden!!!) abgesprengt. Dabei wurden mit Sprengschnüren zuerst der Fuß der Felsformation durchtrennt um die rund 1500m³ Gestein in die richtige Richtung fallen zu lassen und dann mit gelatinösem Sprengstoff der Hauptteil zerkleinert.


Durch die Sprengung entstand eine sehr große Staubwolke, die sich über Teile des Ortsgebietes, die B3 und die Donau ausbreiteten. Aus diesem Grund durfte sich auch niemand im Tunnel unterhalb von Dürnstein befinden, da eine Verschleppung der Staubwolke in den Tunnel zu Panik bei Personen im Tunnel führen kann. Erst nach deren Niedergang konnten die Geologen das Ergebnis begutachten. Positiv ist hier anzumerken, dass bis auf ein paar Fangnetze nichts beschädigt wurde. Ein Problem, das sich jedoch nach der Sprengung heraus stellte, war die Tatsache, dass ein Teil des südlichen Felskopfes stehen geblieben ist. Da dies eine erhebliche Bedrohung für den Verkehr (Eisenbahn, Kraftfahrzeuge, Fahrräder, Fußgänger) entlang der B3 darstellt, wurden die einzelnen Strecken bis dato noch nicht frei gegeben und die großräumige Umleitung bleibt intakt. Am 28.06.2012 wird weiter versucht, die Lage zu entschärfen.


Video Dürnstein 340mb