Mittwoch, 13. Mai 2009
Zwölf Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Krems machten sich vom 1. bis 5. Mai 2009 auf den Weg in die 732 Straßenkilometer entfernte Bezirkshauptstadt Lezajsk im Karpatenvorland (Polen), um die 2008 begonnene Partnerschaft zwischen den Wehren nunmehr offiziell zu besiegeln. Die Delegation startete mit zwei Fahrzeugen (Mannschaftstransporter und ein Tanklöschfahrzeug) in den Nacht- bzw. Morgenstunden des 1. Mai in Richtung Tschechische Republik und weiter nach Polen, um rechtzeitig um 16:00 Uhr nach bis zu 12 Stunden Fahrzeit in Lezajsk anzukommen.
Nach einer Begrüßung durch den Bezirksfeuerwehrkommandanten Bogdan Kolcz (Berufsfeuerwehr) sowie dem Bezirkshauptmann Robert Zolynia konnten die Quartiere in Ozanna in Form von kleinen Ferienhäusern bezogen werden. Sichtlich geschafft von der langen Reise klang der Abend mit einem gemütlichen Beisammensein zwischen polnischen und österreichischen Feuerwehrkameraden aus.
Samstag und Sonntag standen ganz im Zeichen des Hl. Florians: die Abordnung der Feuerwehr Krems durfte einer Amtseinführung eines Feuerwehrkommandanten in der benachbarten Bezirkshauptstadt Lancut durch den Landesfeuerwehrkommandanten beiwohnen. Der neue Kommandant, Roman Poterek, stammt ursprünglich aus Lezajsk und besuchte uns im Herbst 2008 in Krems. Am Sonntag wurde im Beisein der Feuerwehr Krems das neue renovierte und erweiterte Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Grodzisko Dolne Miasto eröffnet.
An beiden Tagen wurde Tank 1 Krems mit all seinen Möglichkeiten den anwesenden Feuerwehrmitgliedern und Behördenvertretern vorgestellt, die technischen Raffinessen und "Einrichtungsdetails" wie z.B. die elektrisch aufzurollende Schnellangriffshaspel, die Schaumausrüstung oder das Dekoset sorgten für hochgezogene Augenbrauen. Auch sind Beladungen nach Beladeplan mit ordnungsgemäßen Gerätehalterungen und Zurrgurten bzw. Klettbändern in Polen nicht der Regelfall.
Zur Erklärung: das Feuerwehrwesen in Polen obliegt den Berufsfeuerwehren (eine pro Bezirk, ggf. mit mehreren Wachen), welchen die Freiwilligen Feuerwehren zur Unterstützung unterstellt sind. Sämtliche Gerätschaften für Menschenrettungen (Hydraulischer Rettungssatz, …) und Innenangriffe (Atemschutzgeräte, …) sind bei den Berufsfeuerwehren gelagert und werden vorwiegend von diesen eingesetzt. Der Bezirk Lezajsk verfügt über eine Berufsfeuerwehr mit 2 Wachen (Lezajsk Zentrum und Chemiewerk Nowa Sarzyna) sowie 35 Feuerwehren in vier Abschnitten, welche jährlich circa 800 Einsätze zu bestreiten haben (2008: 171 Brandeinsätze, 636 Technische Einsätze und 18 Fehlalarme). Die typische Ausrüstung einer Freiwilligen Feuerwehr umfasst ein teilweise bis zu 40-jähriges Kleinlöschfahrzeug bzw. ein von der Berufsfeuerwehr ausgemustertes (Groß-)tanklöschfahrzeug sowie ggf. einigen technischen Einrichtungen wie z.B. einer Seilwinde o.ä. Die Ausbildung der Berufsfeuerwehren erfolgt in staatlichen Feuerwehrschulen bzw. –hochschulen, die Ausbildung der Freiwilligen Feuerwehren wird von den Bezirksfeuerwehrkommanden und somit von den Berufsfeuerwehren wahr genommen.
Am 2. Mai 2009 konnte den interessierten Gemeindebürgern von Lezajsk und den Behördenvertretern demonstriert werden, dass die Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren auch trotz Sprachbarrieren und über Grenzen hinweg funktioniert: eine gemeinsame Übung im Kulturzentrum der Stadt unter Mitwirkung des Sanitätsdienstes sorgte für Aufruhr. 6 Personen waren nach einem Schwelbrand in einem Veranstaltungssaal vermisst, Atemschutztrupps der Feuerwehren Lezajsk und Krems gingen gemeinsam zur Menschenrettung vor und konnten das gesteckte Übungsziel – die raschestmögliche Menschenrettung – binnen kürzester Zeit erreichen. Europäische Normen machen es möglich: die Feuerwehrgerätschaften sind kompatibel, Kupplungen und Stecker lassen sich verbinden, selbst die Einsatzbekleidung unterscheidet sich nur in Details.
Am Tag des Hl. Florians, dem 4. Mai 2009, wurde im Rahmen eines feierlichen Festaktes nicht nur der neue Berufsfeuerwehrkommandant Bogdan Kolcz offiziell vom Landesfeuerwehrkommandanten in sein Amt eingeführt, sondern auch die Deklaration der Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren des Bezirkes Lezajsk und der Freiwilligen Feuerwehr Krems unterzeichnet. Zahlreiche Ehrengäste sowie der ehemalige Bezirksfeuerwehrkommandant Jozef Golec konnten der Zeremonie beiwohnen. Die Feuerwehr Krems konnte im Rahmen des Festaktes folgende Auszeichnen für Verdienste um die Partnerschaft überreichen:
Zum Abschluss des Besuches der Feuerwehr Krems in Lezajsk wurde in gemütlicher Runde die weitere Zusammenarbeit besprochen und Gastgeschenke ausgetauscht. Die Feuerwehr Krems bedankte sich mit für Krems typischen Geschenken, und lud die Anwesenden noch am selben Abend zur Pflanzung von Weinreben ein, welche die junge Partnerschaft symbolisieren sollten – sie möge prächtig und lange gedeihen. Die Feuerwehren von Lezajsk überreichten der Feuerwehr Krems Ausrüstungsgegenstände, nämlich Schwimmbojen als Auftriebskörper für den Saugkorb um das Eindringen von Schlamm im Saugbetrieb zu vermeiden. Eine Schwimmboje konnte bereits erfolgreich im Abschnitt Krems-Land getestet werden, die restlichen Bojen ergehen demnächst an interessierte Feuerwehren.
Um der Erinnerung auf die Sprünge zu helfen noch eine kleine Übersicht der Delegationsteilnehmer. Bitte beachten: die Funktionsbezeichnungen sind nicht 1:1 übertragbar, so hat ein polnischer Bezirkshauptmann weitaus mehr Kompetenzen als hierzulande und ein Bürgermeister zum Ausgleich deutlich weniger Entscheidungsbefugnis als sein österreichisches Pendant.