Mittwoch, 18. März 2009

Möglichkeiten der Selbstrettung

von Martin Appelt und Gerhard Urschler

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Zuletzt am Montag, 23. März 2009 geändert.

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Bei seinem letzten Besuch in Österreich hat ein Mitglied der kanadischen Feuerwehr aus dem Handbuch des Truppführers geplaudert. Er brachte grundsätzlichen Unterschied zwischen einem Wohnungsbrand in Kanada und in Östereich auf den Punkt: In Österreich brennt der INHALT einer Wohnung, in Kanada auch gleich die GANZE Wohnung samt Wänden und allem was dazu gehört.

Vorbeugender Brandschutz wird dort mit unsichtbarer Tinte geschrieben, das Ergebnis sind deutlich öfters Szenarien, wo einem Trupp der Rückzugsweg abgeschnitten wird. Die Truppleute trainieren daher Rettungsmöglichkeiten, über die hierzulande bislang nur entfernt theoretisiert wurde.

Der Klassiker ist natürlich der Hechtsprung aus der brennenden Wohnung - auf die wartende Leiter der Anleiterbereitschaft. Nur zur Erinnerung: Orange ist zuständig für die Anleiterbereitschaft, wenn's geht rund ums Haus!

Die Begründung für "kopfüber" ist, dass bei einer Durchzündung das Feuer aus dem Fenster brüllt, besonders im oberen Drittel, und daher jedwedes Sitzen auf dem Fensterbrett oder schulmässiges Übersteigen auf die Leiter unmöglich gemacht wird. Nur, wenn man ein flaches, niedriges Profil bewahren kann, steht das Fenster noch zur Selbstrettung zur Verfügung.

Die wohl größte Überwindung, Kopfüber aus dem Fenster zu klettern......gut festhalten und weiterrutschen......mit einer Hand zurückgreifen......Beine locker lassen......Drehbewegung über die Leiter durchführen......wieder in die Leiter steigen......hinterklettern. Fertig!

Das "Abseilen" mit einem Feuerwehrschlauch ist eine Alternative zur Rettungsleine, bei beiden Methoden ist aber die Schwachstelle der Anschlagpunkt. Wo befestigt man in der Wohnung die Rettungsleine oder den Feuerwehrschlauch....


Hinweis: der Stunt mit dem Feuerwehrschlauch ist mit einer zusätzlichen Rettungsleine zu sichern.

WEIL die Selbstrettung mit der Rettungsleine unter Umständen problematisch ist, wenn kein Anschlagpunkt gefunden werden kann (etwa, weil kein Rettungsbeil/Feuerwehraxt mitgeführt wird, die man im Notfall (!!!!) in der Fensterecke als Anschlagpunkt verklemmen kann) ist die Selbstrettung mittels Angriffsleitung eine Alternative. Die gefüllte Leitung lässt sich nur so weit leicht nachziehen wie es die Schlauchreserve erlaubt. Wird das Strahlrohr mit der Schlauchreserve aus dem Fenster geworfen, so hat man rasch eine Leitung mit genügend Widerstand, um das Hinunterrutschen an der Leitung zu erlauben. Die Leitung verklemmt sich (hoffentlich) sofort in Türeingängen und um jedwede Ecke (wie jeder Angriffstrupp im Innenangriff schon leidvoll erfahren hat). Selbst wenn die Leitung während des Hinunterkletterns nochmals einen Meter oder zwei nachgeben sollte - immer noch weit besser als ein Sprung aus dem Fenster!

Liebe Kinder: dies bitte nicht zu Hause ausprobieren!