Bearbeiter:

Datum:

Einsatzart:

Gerhard Urschler

Montag, 09.02.2004, Nachtrag am 12.2.2004

Feuerwehrtaucher Verunglückt

Die Tauchgruppe Nord hat eine offizielle Pressemeldung bezüglich des tragischen Unglücks herausgegeben:

Werner Koppensteiner: 11.1.1969 - 9.2.2004

Der Verstorbene hinterlässt Frau und drei Kinder. Beruflich war er Chemielaborant bei der Firma Dynea in Krems tätig. Bereits 1985 trat er in die Betriebsfeuerwehr der damaligen Krems Chemie ein und wurde 1998 zum Leiter des Verwaltungsdienstes ernannt. Werner Koppensteiner besuchte insgesamt 30 Feuerwehrlehrgänge. Sein besonderes Interesse neben dem Betriebsbrandschutz galt dem Tauchdienst.

Nach der Absolvierung der Tauchausbildung 1993 samt allen Fortbildungen war er Einsatztaucher bei der Tauchgruppe Nord des NÖ Landes-Feuerwehrverbandes. Seit 2002 war Werner Koppensteiner Kommandant-Stellvertreter der Tauchgruppe Nord.

Die Beisetzung findet am Mittwoch, den 18.2.2004 um 14:00 in Herzogenburg statt.

Weiters wurde auch der Einsatzbericht des Einsatzleiters freigegeben. Hier im Originalwortlaut:

Tauchgruppe NORD

Taucheinsatzbericht

09.02.2004

Einsatzort: Litschau

Bezirk: Gmünd

Gewässerbezeichnung: Herrensee

(Stausee, Tiefe 3 m, Sicht 30 cm, Temperatur 0° C, teilweise Eisdecke)

Einsatzgrund: Vermisstensuche

Anforderer: Gendarmerieposten LITSCHAU

Tauch-Einsatzleiter: Alois B.

Einsatz-Taucher: Werner KOPPENSTEINER

Sicherungstaucher: Hermann P.

Leinenmann: Franz Z.

Einsatzschreiber: Bernhard H.

Einsatzablauf: Bericht des Einsatzleiters

Nach Erkundung der örtlichen Begebenheiten wurde geplant, die unmittelbare Umgebung der eisfreien Wehranlage nach dem Vermissten abzusuchen. Vor der Wehr befindet sich im Dreieck angeordnet ein Rechen. Tauchbeginn: 13:40 Uhr. Werner tauchte mit Leinenführung auf der Außenseite rund um den Rechen und suchte die unmittelbare Umgebung ab. Nach seinem Auftauchen bestätigte er mir, dass er keinerlei Strömung wahrgenommen hatte.

Anschließend begann er die Wehrinnenseite abzusuchen. Nach einigen Minuten Tauchzeit waren  plötzlich die Luftblasen weg und er reagierte auch nicht auf Leinensignale. Ich schickte sofort den Sicherungstaucher ins Wasser, der ebenfalls durch Leinenmann gesichert war. Er kam sofort wieder hoch und gab an das Werner bei einer ca. 25cm offenen Wehr „festhängt“.

Auf Grund dieser Angaben alarmierte ich die Rettungskette (Hubschrauber, den örtlichen Arzt, das Rote Kreuz und den Notarztwagen Gmünd). Zeitgleich befestigte der Sicherungstaucher eine Leine an der Gerätebrücke des Verunglückten und wir versuchten diesen herauszuziehen. Dabei rissen die Flaschen aus der Rückenplatte. Den Taucher bekamen wir jedoch nicht frei. Der Kopf und die rechte Hand des Tauchers waren durch die Wehr gedrückt. Hermann P. kletterte sofort auf der Wehrvorderseite zu Werner und sicherte ihn mit einer Leine anschließend wurde das Wehrfeld ein Stück hochgedreht und der Verletzte kam frei.

Er wurde geborgen und vom Roten Kreuz, das zwischenzeitlich eingetroffen war, wurde sofort mit den lebensrettenden Sofortmaßnahmen begonnen. Sie wurden in weiterer Folge vom örtlichen Arzt sowie der Notärztin von Gmünd und dem Notarzt des Hubschraubers unterstützt. Nach einer Erstversorgung vor Ort wurde Werner mit dem Notarztwagen ins KH Gmünd gebracht wo er trotz intensivster Bemühungen um 16:50 Uhr verstarb.

Nachbesprechung:

Natürlich haben wir uns sofort Fragen gestellt, wie es trotz zahlreicher Sicherheitsstandards zu diesem tragischen Unfall kommen konnte. Tatsächlich waren die Wehrfelder nur einen Spalt weit offen (ca.25cm von 4m Gesamthöhe). Auf Grund der Wassermenge die über das Wehrfeld floss, konnte man das bei der Lageerkundung jedoch nicht erkennen. Es ist auch keinem der vor Ort Anwesenden aufgefallen. Auch war keine Strömung oder Sog zu bemerken.

Das größte Problem für uns wird sein, mit diesem tragischen Unglück fertig zu werden. Werner war der beste Kamerad und Freund den wir uns wünschen konnten.

Tauchzeiten: Werner ca. 8 min, Hermann ca. 4 min

Bergezeit: ca.10 min, Wiederbelebungsversuche: ca. 3 Stunden